Eintrag vom:04.03.2015, um 18:00:00 Uhr (local)
Okinawa (Japan) - Kasuura (Japan)
Einklarieren in Japan
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PRID: | 10841 |
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LegID: | 284 |
LegNo: | 45 |
Breite: | N026°16.60' |
Länge: | E127°43.75' |
Reisetag: | 483 |
Log (Total): | 28675 nm |
Japan ist sicher das Land, in dem wir mit Abstand den größten Aufwand hatten, um mit unserem Schiff einzureisen. Böse Zungen würden das „bürokratisch“ nennen. Wir natürlich nicht. Geduldig ackern wir uns durch den „Prozess“.
Es begann bereits lange vor der Einreise nach Japan. Wenn man mit einem Schiff nach Japan einreisen möchte, so muss man sich mindestens 24 Stunden vorher per Fax bei der japanischen Küstenwache anmelden. Dazu muss man sich im Internet das entsprechende Formular herunterladen. Dieses sechsseitige Formular unterscheidet nicht, ob es sich um einen riesigen Frachter, einen 300m Tanker oder um eine winzige Segelyacht handelt. Nachdem wir es dann irgendwie geschafft hatten, dieses Dokument auszufüllen, haben wir uns (noch in Guam) auf die Suche nach einem Faxgerät gemacht und die Sende/Empfangsquittung wir sorgfältig aufbewahrt.
In Okinawa angekommen, durften wir schließlich 10:00 Uhr in die Ginowan Marina einlaufen. Hier haben die ersten Beamten bereits auf uns gewartet. Zuerst kam der Beamte von „Quarantäne“. Es waren fünf A4-Seiten auszufüllen. Nach dem Fiebermessen wurden wir für gesund befunden und durften die gelbe Quarantäne-Flagge wieder einholen.
Kurze Zeit später kamen die Beamten von der Küstenwache an Bord. Sie brachten weitere Formulare mit, die ebenfalls ausgefüllt wurden. Sie fotografierten SuAn von innen und außen. Wenig später kamen zwei andere Beamte von der Küstenwache mit zusätzlichen Formularen zum Ausfüllen.
Zuletzt besuchten uns die Beamten vom Zoll. Erstaunlicherweise wollten diese Herren unser Schiff nicht sehen, sondern bestellten Lutz in das Gebäude der Marina. Wie man sich denken kann, hatten die beiden auch jede Menge Formulare dabei. Jetzt ist es bereits Nachmittag. Was ist mit dem Stempel im Pass? Die Rückfrage im Büro der Marina ergibt, dass die Beamten von Immigration nicht zum Schiff kommen, sondern dass wir uns bei deren Dienststelle melden müssen. Diese Dienststelle ist allerdings in Kadena, einer anderen Stadt.
Am nächsten Tag machen wir uns auf die Socken. Zuerst müssen wir herausfinden, wie wir nach Kadena kommen. Es fährt ein Bus. Wo genau ist die Haltestelle für diese Line? Lesen können wir nichts. Alles ist auf Japanisch. Wo müssen wir aussteigen, und wie wird im Bus eigentlich bezahlt? Nur selten finden wir jemanden, der Englisch spricht. In Kadena schließlich angekommen fragen wir uns mit Händen und Füßen zur Immigration durch. Dort werden wir von einem Beamten mit Anzug und „Immigrations-Krawatte“ freundlich gebeten, weitere Formulare auszufüllen. Wir werden fotografiert und die Fingerabdrücke werden genommen. Dann bekommen wir schließlich eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate und den Stempel in den Pass. Erst jetzt sind wir legal in Japan.
Sind wir jetzt mit dem Papierkram fertig? Natürlich nicht! Jetzt geht es erst richtig los. Das erste Dokument, welches wir von der Küstenwache erhalten haben, war eine Belehrung über das Anlaufen von „Closed Ports“ in Japan. Man muss hierzu wissen, dass es in Japan hunderte Häfen gibt. Doch nur ein verschwindend kleiner Teil davon sind sogenannte „Open Ports“. Das sind großen Häfen, in denen die riesigen Container-Frachter einlaufen. Genau diese Häfen, sind für eine kleine Segelyacht, wie unsere SuAn, denkbar ungeeignet. Es sind die kleinen Häfen und die Marinas also die „Closed Ports“ die für uns in Frage kommen.
In der Belehrung lesen wir, was die Strafe für ein Schiff ist, welches ohne Genehmigung in einen „Closed Port“ (dazu gehören auch die Marinas) einläuft:
- Zwei Jahre Haft für den Schiffsführer und/oder
- 1,000,000.00 Yen Strafe und/oder
- Beschlagnahme des Schiffs.
Gut zu wissen! Wie kommen wir also zu so einer Genehmigung? Wir haben herausgefunden, dass das Ministerium für Transport diese Genehmigungen erteilt. Dazu gibt es ein entsprechendes Antragsformular. Dieses ist auszufüllen und alle „Closed Ports“, die wir besuchen wollen, müssen in der Anlage aufgeführt sein. Auch der Zeitraum, wann wir in welchem Hafen sein wollen, muss angegeben werden. Also, los geht’s! Woher wissen wir, welche „Closed Ports“ überhaupt existieren? Dazu gibt es ein vielbändiges Hafenhandbuch für 40 Euro pro Band zu kaufen, aber wo? Wir benötigen für unser Fahrtgebiet sieben Bände. Wir erfahren, dass es einen Händler in Naha gibt. Eine Tagesreise mit dem Bus nach Naha später wissen wir, dass diese Bücher im Moment nicht lieferfähig sind. Jetzt ist guter Rat teuer. Zum Glück lernen wir Pat, einen in Okinawa lebenden Schweizer, kennen. Von ihm können wir die Hafenhandbücher leihen. Im Bild hält Gabi diese Schätze.
Wir verbringen zwei Tage damit die Bücher zu scannen. Das nächste Problem ist, dass die Hafenhandbücher natürlich nur in Japanisch sind. Wie übertragen wir die Namen der Häfen auf unsere Liste? Wir verbringen zwei weitere Tage mit der Übertragung der Koordinaten der Häfen aus dem Handbuch in unsere Seekarte. Dort finden wir dann den Namen des Hafens in Englisch. Diesen Namen übertragen wir nun in das Antragsformular, welches wir fein säuberlich mit dem Computer schreiben und anschließend ausdrucken. Wir hatten außerdem erfahren, dass das Ministerium in Naha nur die Genehmigung bis einschließlich der Südwestküste von Kyushu erteilen kann. Somit beschränken wir uns zunächst auf diesen Bereich. Auf unserer Liste stehen über 80 „Closed Ports“. Für die weitere Reise müssen wir dann neue Anträge für unsere nächsten Häfen stellen. Natürlich werden wir nicht alle der beantragten Orte tatsächlich besuchen, aber wir wollen so flexibel wie nur möglich sein und in Abhängigkeit von Wind, Wetter und anderen Informationen, die wir unterwegs noch erlangen, kurzfristig entscheiden können, welchen Hafen wir wirklich anlaufen werden.
Das Ministerium für Transport befindet sich ebenfalls in Naha und wieder geht es mit dem Bus nach Naha. Im Ministerium werden wir von einem freundlichen Beamten empfangen. Er geht mit uns jeden einzelnen der über 80 von uns beantragten „Closed Ports“ durch und füllt dabei mit der Hand das vorgeschriebene Antragsformular aus. Wir lernen dabei, dass es nicht gut genug war, den jeweiligen Ort anzugeben, sondern manche Orte haben mehrere „Closed Ports“ und diese müssen exakt spezifiziert werden.
Drei Stunden später ist unser Antragsformular schließlich (neu) erstellt. Wir werden gebeten in drei Tagen die Genehmigung abzuholen.
Nach einer weiteren Tagesreise mit dem Bus nach Naha halten wir schließlich die Genehmigung für den Besuch aller von uns beantragten „Closed Ports“ in den Händen.
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