Eintrag vom:11.12.2018, um 10:48:50 Uhr (local)

Whangarei - Whangarei

Kauri-Bäume in Waitakere Ranges

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PRID: 11687
LegID: 315
LegNo: 64
Breite: S035°43.41'
Länge: E174°19.57'
Reisetag: 821
Log (Reise): 15 nm
Log (Total): 47138 nm
Wir sind schon wieder auf dem Weg nach Norden, Richtung Whangarei. Westlich von Auckland liegt ein ausgedehntes Naturschutzgebiet mit dem Namen „Waitakere Ranges“. Diese atemberaubende Region umfasst mehr als 16.000 Hektar einheimischen Regenwalds und Küsten.

Hier befindet sich auch der Waitakere Ranges Regional Park, ein Ort, an dem unberührter Busch, einheimische Tierwelt und wilde schwarze Sandstrände zusammenkommen. Laut Prospekt gibt es hier über 250 Kilometern Wanderwege zwischen Kauri-Bäumen und riesigen Baumfarnen, auf denen die herrliche Landschaft erkundet werden kann. Im Westen des Naturparks befindet sich eine wilde, zerklüftete und wunderschöne Küste mit schwarzen Sandstränden, die auch bei Surfern einen sehr guten Ruf hat.

Unser Lager schlagen wir auf dem Parkplatz vor dem liebevoll gestalteten Arataki Visitor Center auf, wo wir sehr kostengünstig campen dürfen. Von hier oben hat man einen unglaublichen Panoramablick über die wunderschöne Berglandschaft bis hin zur ausgedehnten Manukau Bucht im Süden.

Auf einem Lehrpfad sind die heimischen Pflanzen mit Namen und Beschreibungen versehen, und wir versuchen uns wenigstens ein paar davon einzuprägen. Die beiden wichtigsten Vertreter sind sicherlich der Silberfarn und der Kauri-Baum, hier auf dem Bild links, vor dem Visiter Center.

Der Silberfarn ist eine neuseeländische Ikone und oft auf der Silberfarn-Flagge, die inoffizielle Flagge Neuseelands, abgebildet. Er ist Neuseelands Nationalpflanze, neben dem Begriff Kiwi (dieser bezeichnet die Vogelart Kiwi, die Kiwifrucht sowie die Neuseeländer selbst) eines der wichtigsten Nationalsymbole des Pazifikstaates und ist mit dem Ahornblatt in der kanadischen Gesellschaft zu vergleichen.

Kauri-Bäume, die grünen Riesen Neuseelands, können 4000 Jahre alt werden und wachsen 30 bis 50 Meter hoch. Der Kauri-Baum im Allgemeinen, vor allem aber einige ausgewählte Exemplare im Besonderen, spielen in der Mythologie der Māori eine wichtige Rolle und gelten als die Urväter aller Lebewesen. Besonders sehr große und alte Kauri-Bäume haben eine große spirituelle Bedeutung für die Identität der Māori.

Heute steht der neuseeländische Kauri-Baum unter Naturschutz und darf nur noch für rituelle Zwecke von den Māori gefällt werden. Doch das war nicht immer so. Schon als Kapitän James Cook 1769 die Nordinsel entdeckte, ließ er damals Teile seines Schiffes mit dem haltbaren und gerade gewachsenen Holz der Kauri-Bäume ausbessern. Mit dem Beginn der Besiedlung Neuseelands durch europäische Siedler wurde der Bestand an Kauri-Wäldern stark dezimiert. Die Bäume eigneten sich wegen des hohen Astansatzes und ihrer Festigkeit hervorragend für den Schiffbau. Daneben wurde das Holz zum Bau von Häusern, für Möbel und Wandvertäfelungen, Zäune, als Bauholz, für Fässer, Bottiche und Becken, Eisenbahnschwellen, Abstützungen im Bergbau, Schnitzereien und Drechselarbeiten und andere Zwecke verwendet. Der Wurzelstock und die Krone des Baumes liefern ein schön gemasertes Holz, das für Möbel und Vertäfelungen verwendet wurde.

Doch nicht nur den Holzfällern fielen die Bäume zum Opfer - die so genannten Gum Digger waren hinter dem Harz der Kauri-Bäume her. Vor der Erfindung synthetischer Alternativen wurden die bernsteinähnlichen Brocken vor allem für Farben, Lacke und Linoleum verwendet und waren entsprechend kostbar. Dazu wurden die Stämme lebender Bäume eingeritzt, die dann regelrecht ausbluteten und abstarben.

Heute ist Neuseelands Kauri Bestand von einer ganz anderen Gefahr bedroht. Ein von außerhalb, vermutlich aus Korea, eingeschleppter, pilzartiger Krankheitserreger setzt den Bäumen zu. Phytophthora taxon agathis, oder kurz PTA, verursacht an den Wurzeln die Kauri-Wurzelfäule. Diese Krankheit wird „Kauri dieback“ genannt.

Eine Diagnose an einem betroffen Baum gelingt meist erst, wenn es zu spät ist. Denn ist der Baum infiziert, ist dies nahezu immer tödlich. Es ist zudem schwer abzuschätzen, wie viele Bäume bereist infiziert sind und von Kauri dieback bedroht sind. In fast allen noch verbliebenen Kauri-Reservaten ist PTA an einzelnen Bäumen nachgewiesen. Es wurde festgestellt, dass sich PTA vor allem entlang von Wanderwegen verbreitet. Viele Forscher sehen darin den Hauptgrund für die fortschreitende Ausbreitung. Mehr als zwei Drittel aller befallenen Bäume liegt entlang von Wanderwegen. Grund ist der einfache und schnelle Transport des Erregers über mitgeschlepptes Bodenmaterial in den Profilen von Schuhen und Reifen.

Zu unserem Leidwesen hat die Leitung des Waitakere Ranges Regional Park daraus die Konsequenzen gezogen und die allermeisten Wanderwege im Naturpark geschlossen. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Maßnahmen den Bestand der stattlichen Bäume retten können.