Eintrag vom:03.06.2015, um 10:33:56 Uhr (local)

Katsuura (Japan) - Yokohama (Japan)

Verhörmarathon

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PRID: 10938
LegID: 287
LegNo: 46
Breite: N035°08.82'
Länge: E140°18.62'
Reisetag: 515
Log (Tag): 25 nm
Log (Reise): 26 nm
Log (Total): 30202 nm
Unter Maschine laufen wir nach ungefähr fünf Stunden Fahrt am frühen Morgen im Fischereihafen von Katsuura ein. Knappe drei Stunden nach dem die schwer mitgenommene SuAn am Schwimmsteg der Küstenwache festmacht, entfesselt sich der schwerste Formularkrieg, den wir je erlebt haben. Es ist der 28. Mai kurz nach 8:00 Uhr. Noch immer sitzt uns der Schock und die Müdigkeit tief in den Knochen.

Zuerst müssen wir uns offiziell mit verschiedensten Formularen bei der Küstenwache, beim Zoll und Emmigration anmelden. Gleichzeitig haben wir bis zu 15 Beamte an Bord. Immer wieder werden wir nach den bisher in Japan angelaufenen Häfen befragt. Mittags sind wir dann endlich damit fertig und ordnungsgemäß in Katsuura ”einklariert”. Zwischendurch nehmen wir Kontakt zu Anwälten über die deutsche Botschaft auf, die dann am Nachmittag von Tokio aus eintreffen. Auch ein Übersetzter für die Befragungen kommt hinzu. Wir werden getrennt verhört.

Insgesamt fünf Tage lang wird Lutz durch die japanische Küstenwache verhört. Auch am Wochenende dauern die Interviews von morgens 9:00 bis abends nach 21:00 Uhr. Zäh sind die Übersetzungen, der Übersetzer spricht nur sehr mangelhaft Englisch, seglerisches Wissen und Verständnis fehlt. Es ist äußerst anstrengend, die Befragungen gehen bis ins kleinste Detail und die Fragen wiederholen sich ständig. Unser gesegelter Weg ist ähnlich wie bei einem Fahrtenschreiber vom Navigationsprogramm aufgezeichnet und unser Logbuch hat stündliche Aufzeichnungen zu Position, Kurs, Wetter und Segel- oder Motorkonstellation. Das sind Fakten, die belegen, dass wir unter Segeln vor dem Wind sehr langsam unterwegs waren und und somit Vorfahrt hatten. Die elektronischen Daten belegen auch, dass wir ein Manöver des letzten Augenblickes eingeleitet hatten, um zu versuchen, den Zusammenstoß noch abzuwenden. Wir sind sehr froh, diese Daten vorlegen zu können. Am Ende der Befragungen müssen wir die ausschließlich in Japanisch erstellten Protokolle mit Fingerabdruck und Unterschrift bestätigen. Eine Kopie bekommen wir nicht. Obwohl die Befragungen sehr anstrengend waren, sind die Mitarbeiter der Küstenwache sehr korrekt und behandeln uns respektvoll und extrem höflich.

Als nächstes werden die Protokolle dem Staatsanwalt vorgelegt. Wir vermuten, dass die Staatsanwaltschaft weitere Verhöre durchführen wird. Danach wird sie entscheiden, ob gegen uns weitere juristische Schritte eingeletet werden. Am Ende wird ein Richter das Urteil verkünden. Danach geht es aber erst richtig los, denn dann sollen die Verhandlungen mit der Versicherung des Fischers beginnen. Was das genau bedeutet müssen wir noch herausfinden.